Die Geschichte des Tabaks beginnt in einer Zeit, die sich menschlicher Erinnerung und der Neugier der Chronisten entzieht. Es scheint, dass die Pflanze vor langer Zeit in der mexikanischen Provinz Yucatan auftauchte. Man rauchte sie schon vor über einem Jahrtausend. Wie? Wir wissen es nicht!
„Die Indianer“, liest man im Tagebuch des grossen Seefahrer, „sind nicht anders anzutreffen als con tizon en la mano y yerbas para tomar sus sahumerias que acostumbran“, das heisst: „mit einem Feuerbrand in der Hand und Kräutern, um sich zu beräuchern wie es ihr Brauch ist“.
Sie rauchten zusammengerollte Tabakblätter, welche überdimensionalen Cigarren glichen und „Tabaco“ genannt wurde.
Der Tabak war sowohl eine Heil- als auch eine heilige Pflanze. Priester und Schamanen nutzten sie, um mit den Göttern in Kontakt zu treten und Schmerzen zu lindern.
Christoph Kolumbus entdeckte die Tabakpflanze auf Kuba und führte sie daraufhin 1492 erstmals nach Europa ein. Sie wird am spanischen und portugiesischen Hof erst nur als Zierpflanze genutzt, bis im 16. Jahrhundert der Leibarzt Philip des II. den Tabak als Allheilmittel anwandte.
Seltsamerweise überschritt die Zigarre zunächst jedoch nicht die Grenzen dieser privilegierten Länder. Sie überliess es dem Schnupf- und Pfeifentabak, den neuen exotischen Geschmack unter den vom Glück weniger begünstigten Völkern bekannt zu machen und mehr als zweihundert Jahre musste man noch warten, bis der „Feuerbrand“ der Indianer, verfeinert und vervollkommnet zum Puro – dem „Reinen“- der Spanier geworden, die Pyrenäen überquerte.
Durch den Krieg Napoleon (1806-1812) verbreitete sich der Genuss von Cigarren immer weiter. Die britischen und französischen Soldaten übernahmen das Rauchen von Cigarren von den Spaniern. Es wurde ebenso Mode wie das Schnupfen und verdrängte die Pfeife. In England begann die Herstellung von „Segars“, wie man sie damals nannte, im Jahre 1820. Ein Jahr später wurde die Produktion durch ein Gesetz geregelt. Gleichzeitig gab es Cigaretten als billigere Alternative. Aber sie setzten sich erst mit der Erfindung von Maschinen für die Massenproduktion im 19. Jahrhundert durch.
Das der Tabak und sein Konsum in den 500 Jahren nach der Entdeckung durch Kolumbus tiefe Spuren im Kulturleben Europas hinterlassen haben, ist unbestritten. Die Geschichte der wundersamen Pflanze aus Übersee ist aber nicht nur Kultur. Sie ist gleichzeitig auch Wirtschafts- Kunst- und Geistesgeschichte. Rauchende oder schnupfende Künstler, Maler, Musiker oder Schriftsteller haben schon damals im Tabak Inspirationen und Ideen gesucht und gefunden. Auch wenn der Tabak im Lauf der Jahrhunderte noch so angefeindet wurde und heute noch wird, er gilt immer noch als Symbol für Geselligkeit, Behaglichkeit, Lebensstil und Vergnügen.
Von Gelehrten wurde überliefert, dass sie in Yucatan nur Königen und Priestern vorbehalten war. Ihr zauberischer Rauch öffnete einen Privatweg zu den unsichtbaren Mächten.
Fest steht auch, dass die in Europa eingeführte Cigarre in Spanien und Portugal lange ein Privileg des Adels war.
Sie war mehr als ein Genussmittel; sie war ein Zeichen des Wohlstandes. Nie wird es gelingen, sie von ihrer fernen, grossartigen Vergangenheit zu trennen. Von adeliger Herkunft wird sie nie ein gewöhnlicher Industrieartikel sein.
Die Cigarre ist für alle Sinne gemacht, für alle Arten des Geniessens, für die Nase, den Gaumen, die Finger, die Augen; ja sie wendet sich sogar ans Ohr. Das leise Knistern, das man hört wenn man sie zwischen den Fingern rollt, galt lange als Vorbote höchsten Genusses. Eine gute Cigarre trägt die Verheissung vollkommener Wonne in sich.